Fritz der Elch

Nur wenige Wochen später führt mich die Auslieferung eines neuen Tiefladeanhängers ins Allgäu. Der neue Besitzer, ebenfalls vom Bulldog-Virus infiziert, ist regelrecht verzückt, noch einen echten Krupp in Diensten zu sehen. „Bei uns hier im Dorf steht auch noch einer“ lässt er sich eher beiläufig vernehmen. Oho, das muss natürlich erkundet werden! Mit seinem PKW fahren wir zu einem verlassenen Industriegelände und dort steht tatsächlich ein waschechter Krupp. Die kleine Nase gibt zu erkennen, dass es ein Dreizylinder sein muss, zudem ist an der Vorderachse auszumachen, dass das Fahrzeug einen Allradantrieb besitzt. Also kann es nur ein Elch sein, wie Krupp diesen Typ bezeichnete. Da sowieso der alte Tieflader des Kunden mit zurück ins Ruhrgebiet soll, wäre die Frage eines Transportes schon fast geklärt. Also wird mit dem Besitzer gefeilscht. Die angebotenen 800 Mark sind ihm zu wenig. Er hätte schließlich ehemals 1500 DM bezahlt. Die müsste der Kipper schon bringen. Immerhin war der Krupp fahrbereit und gut beieinander. Man wurde sich einig, jedoch die Beschaffung des Kaufpreises war nicht ganz so einfach in jener Zeit. Über Jutta konnte die Zahlung angeschoben werden. Aufgrund der sich stündlich verschlechternden Wetterlage hatte ich jedoch unmissverständlich klar gemacht, dass ich um 15 Uhr allerspätestens abzufahren gedenke – notfalls auch ohne den Kipper. In Erwartung des bald erfolgenden Geldsegens konnte ich den Verkäufer dann beschwatzen und in letzter Minute konnte „Fritz“, wie ihn sein bisheriger Besitzer nannte –frei nach seinem Erbauer Friedrich Krupp – dann auf dem Tieflader Platz nehmen.

Es sollte keine angenehme Fahrt werden. Bis zur A8 ging noch alles gut. Inzwischen war es dunkel geworden und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Ruckzuck war alles mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und darunter war es glatt. Ich hatte keinen Ballast auf der Zugmaschine und der dreiachsige Tieflader mit dem Elch machte mir schwer zu schaffen. Die Abfahrt von der Autobahn zur Bundesstraße in Richtung Aalen gab mir den Rest, so dass ich unter der BAB-Brücke erstmal anhielt, um meine Chancen zu überdenken, ob ich heil bis zur A7 bei Würzburg kommen könne, hatte ich es doch nur mit viel Glück geschafft, die kreisförmige Abfahrt zu bewältigen ohne von dem schweren Anhängsel von der Fahrbahn geschoben zu werden. Aber die Zeit drückte, also ging es weiter im Schritttempo die kurze Strecke hinunter bis zur Einbiegung in die Bundesstraße. Trotzdem wäre es mir fast nicht gelungen, links einzubiegen, so schob der schwere Anhänger mich geradeaus. Es sollte die ganze Nacht dauern, die 120 km bis Würzburg abzuspulen, wo ich wieder Anschluss an die Autobahn A7 fand. Der Rest der Strecke war dann recht unspektakulär, da die Fahrbahnen geräumt waren und schließlich kein Schnee mehr die Fahrt behinderte. Und so landete Fritz der Elch gerade noch rechtzeitig 1986 unter dem Weihnachtsbaum.

Impressionen: